RNZ Freitag, 3. Februar 2017
Feuilleton / Hans-Joachim Of
Das Gewicht der Leichtigkeit
21.1. - 18.2.2017
GEDOK Galerie Heidelberg
von Fina Geschonneck
Auszug aus der Vernissagenrede zur Ausstellung „frisch eingetroffen“
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Zuerst möchte ich mich den Arbeiten von Astrid Bergmann zuwenden, die uns in ihrer figürlichen Präsenz mit Situationen aus dem weiblichen Lebensempfinden bzw. aus dem Leben von Heranwachsenden konfrontieren. Ihre Bildideen entstehen manchmal in gezielt vorbereiteten Fotosessions, zumeist aber in alltäglichen Situationen, in denen ein bestimmter Gesichtsausdruck oder eine Bewegung das Interesse der Künstlerin weckt. Flüchtige Skizzen helfen, das Wahrgenommene festzuhalten, um es später im Atelier in aufwendigen Arbeitsprozessen zu einer überzeugenden Form zu gestalten. Dabei wird die Wahl der Materialien, wie das Arbeiten auf unterschiedlichen Bildträgern aus Stoff, Leinwand, Papier oder Acrylglas und die Techniken, z.B. der Holzschnitt oder die Acrylmalerei immer durch die Bildidee bestimmt. Betrachten wir die unterschiedlichen, gezeigten Arbeiten dieser Künstlerin, so bestimmen die dargestellten Personen den Bildraum. Selbstbewusst, manchmal auch herausfordernd treten sie dem Betrachter offen entgegen, sind sich ihrer Wirkung scheinbar ganz bewusst, spielen mit ihr, haben auch keine Scheu, sich durchaus konfrontativ mit einer Abgrenzung demonstrierender Körpersprache situativ verschlossen in ihrer ganzen inneren Unsicherheit und Zartheit zu zeigen. Gerade bei den Darstellungen von Jugendlichen fällt auf, wie sensibel diese fast portätähnlichen Figuren von der Künstlerin behandelt sind, wie tief diese die Psyche der Dargestellten erfasst haben mag, um sie in ihren Kompositionen in Korrespondenz mit den aussagekräftigen, gleichwohl reduzierten Bildräumen erscheinen zu lassen, wodurch die Suche nach der eigenen Identität und die daraus sich ergebenden existentiellen Fragen an das Umfeld deutlich gemacht werden.
Dr. Annette Wauschkuhn, Kunsthistorikerin